Am Samstag um Mitternacht stieg ich in den Bus nach Dar es Salaam. Als ich in den Bus einstieg, stellte ich entsetzt fest, dass alle Sitzplätze schon belegt waren und die Leute schon im Gang standen. Da ich einer der Ersten war der einstieg, drängten noch mindestens 15 Leute nach mir in den Bus. Als der Bus startete, waren etwa 90 Menschen in dem Bus und er hatte nur 50 Sitzplätze. Es war so eng, dass man nicht mal auf den Boden sitzen konnte. Die Enge war fast so wie in der Kairoer Metro, ständig hatte man mit mindestens 4 Personen Körperkontakt.

Bei dem Gedanken, die nächsten 20 Stunden in dieser Enge und mit ständigem Körperkontakt mit schweißtriefenden Menschen und einem Geruch, der einem die Nasenschleimhaut wegätzt, packte mich das Grauen.

Die erste Verschnaufpause gab es dann nach 7 Stunden an der Grenze zu Tansania. Da war ich zum ersten Mal froh, dass ich über eine Stunde an einer Grenze gestanden bin.

Doch die Lage entspannte sich nicht, ganz im Gegenteil, durch die aufgehende Sonne änderte sich auch noch die Temperatur und die Schweißproduktion steigerte sich.

In Dar es Salaam kam der Bus um 4 Uhr morgens nach 28 Stunden an.Ich war inzwischen 45 Stunden ohne Schlaf, doch für die letzten 5 Stunden hatte ich sogar noch einen Sitzplatz.

Das Beeindruckendste auf der Fahrt war, mit welcher Gelassenheit und Demut die Afrikaner solch eine Pein hinnehmen. In dem Bus befanden sich auch ältere Menschen, Frauen mit Kinder und Babys, die keinen Sitzplatz hatten. Von den Babys hörte man während der ganzen Fahrt keinen Ton, sie wurden im Stehen gestillt und in der Enge gewickelt. Diese Menschen sind unglaublich leidensfähig und irgendwie bewundere ich das, aber sie haben ja auch keine andere Wahl, ganz im Gegensatz zu mir.

Für mich ging’s mit dem nächsten lokalen Bus 14 Km zum Flugplatz, der war diesmal leer, kein Wunder! Es war 4 Uhr nachts. Der Wachmann am Cargo Tor liess mich in das Gelände, wo ich dann 1.5 Stunden Schlaf fand, der aber nicht sehr erholsam war.

Um 8 Uhr konnte ich zu Swiss Cargo vordringen, musste aber vorher noch einen  Clarins Agent für die Zollabwicklung suchen, ohne darf man nichts importieren.

Die Einfuhr der Teile dauerte den ganzen Tag, für mich jedoch ganz entspannt. Ich konnte den ganzen Tag im Freiluftrestaurant verbringen und den aus Mzuzu mitgebrachten Liebesschnulzenroman lesen, was meine Gefühlslage auch nicht verbesserte. Denn der Agent brauchte mich nur ab und zu, um irgendwelche Gebühren zu bezahlen und für ein paar Unterschriften. Um 4 Uhr erklärte mir dann noch der Chef vom Zoll, dass sie ein Netzwerkproblem haben und ich morgen wieder kommen muss.

Völlig gefrustet sucht ich mir ein Zimmer, stürzte mir zwei Bier rein, danach ging ich zum Flugplatz und erkundigte mich nach einem Flug nach Mbeya. Morgen um 12.00, dass müsste reichen und ihn buchte ihn gleich ohne zu bezahlen. Bus fahren kam nicht mehr in Frage. Nach einem üppigen Essen fiel ich um 7.30 nach über 60 Stunden komplett gefrustet und erschlagen ins Bett.

Am Dienstagmorgen um 8 Uhr bewegte sich im Zoll noch nicht viel und um 9 Uhr ist ja erstmal Frühstück. So kam es, dass ich die Teile um 11.00 in der Hand hatte. Rennend legte ich bei schwülwarmen 30° die Strecke zum Flughafen zurück, nützte aber nichts. Ich war zu spät.

Resigniert, aber doch irgendwie glücklich darüber, endlich die Teile zu haben, zerschlug ich den Gedanken mit einem Bus nach Mbeya zu fahren und kaufte das Flugticket für den nächsten Tag um 12.00.

Völlig entspannt kam ich am Mittwoch nach 1.5 Stunden in Mbeya an. Das Motorrad baute ich aber erst am nächsten Tag in aller Ruhe zusammen.

Die Ausreise aus Ruanda war in 10 Minuten erledigt. Aber bei der Einreise in Tansania wollte der Beamte 50 USD. Ich hatte aber keine USD, so verlangte er dann einfach 50 €, normalerweise wären es 40 € gewesen. Und er erklärte mir, wenn ich mit Britischen Pfund bezahle, wären es auch 50 Pfund statt 30 Pfund. Daraufhin sagte ich ihm, dass er mich nur abzocken will und das Geld in die eigene Tasche stecken will, doch er nahm es gelassen hin und half mir sogar die Euros auf dem Schwarzmarkt, zu einem ordentlichen Kurs, in USD zu tauschen.   

An der Stelle, wo Alex mit dem Bus weiter wollte, gibt es keinen Geldautomaten. Dadurch mussten wir noch mal 40 Km weiterfahren, doch der Automat gab kein Geld heraus. So suchten wir erst mal  eine Unterkunft, in der wir essen konnten.

Der Geldautomat funktionierte auch am nächsten Morgen nicht und ich tauschte Britische Pfund in der Bank. Dazu waren 5 verschiedene Sachbearbeiter, drei Formulare, eine Passkopie und 6 Stempel nötig. Bei der Auszahlung wurde alles noch in den Computer eingegeben, nach einer Stunde hatte ich dann das Geld. Ich bin inzwischen aber bedeutend lockerer geworden. Wenn so etwas in Deutschland passiert wäre, wäre ich wahrscheinlich ausgeflippt.

Alex nahm ich noch bis in die nächste größere Ortschaft mit, von dort aus reiste er in eine andere Richtung. Er musste noch mit dem Busfahrer aushandeln, dass er erst am Zielort bezahlen kann, denn er hat nach meiner Warterei keine Lust mehr, Geld zu tauschten.

Die erste Hälfte der Strecke nach Tabora ist asphaltiert und ausnahmsweise ohne Krater. Die restliche Strecke war eigentlich ein Feldweg mit Löcher, obwohl die Strasse auf der Karte als Hauptverbindung von Mbeya im Süden nach Norden eingezeichnet ist.

Von Tabora nach Mbeya sind es 600 Km und die Leute erklärten mir, die Strasse sei in einem guten Zustand und ich würde höchstens 6 Stunden brauchen. Die Realität war dann sehr ernüchternd, nach 8 Stunden Fahrt und 400 Km setzte sintflutartiger Regen ein.

 

 

Der Regenschutz unter einem Baum war auch nicht lange trocken, so entschloss ich weiter zu fahren bis zur 10 Km entfernten Ortschaft. Auf dem aufgeweichten Lehmweg eine echte Schinderei, zum Glück habe ich kein weiss-blaues Motorrad mit mindestens 100 Kg mehr und dem halben Federweg. Im Dorf angekommen hörte der Regen auf, doch ich entschloss mich zu übernachten und meine Klamotten wenigstens ein bisschen trocknen zu lassen.

Beim Weiterfahren am nächsten Morgen musste ich feststellen das ich die restlichen 200 Km nie und nimmer geschafft hätte. Die Strasse? War durch den Regen so zerfurcht, das ein zügiges Vorankommen nicht möglich war.

In Mbeya fand ich einen Platz im Muzungu Center, ein Missionszentrum mit Hotel und Kirche. Als ich dort die Ventile einstellen wollte, musste ich feststellen das die Kipphebellager so stark eingelaufen sind, dass an eine Weiterfahrt nicht zu denken ist.

Jetzt hänge ich erst einmal in den Seilen. Ich muss mir überlegen, wo ich die Ersatzteile herbekomme. Die Zeit läuft mir auch ein bisschen davon. Antje landet am 08. April in Windhoek und ich habe noch etliche Kilometer vor mir. Aber: Hakuna Matata, wie es hier so schön heisst. Auf Deutsch. Alles in Ordnung!

Trotzdem: Wer die nächsten Tage zufällig nach Tansania fliegt, soll sich bitte hier melden. Der könnte mir dann die Teile mitbringen. 

Habe heute Kontakt zum ADAC aufgenommen. Am Freitag werden die Ersatzteile weggeschickt und sind dann nächsten Dienstag hier (hoffentlich).

Solange schaue ich mich mal in Malawi um. Ein Lastwagenfahrer nimmt mich mit.