Meine KTM darf nach Hause!

Nachdem meine KTM am Heiligen Abend endlich lief und ich endlich ein Internetcafe gefunden hatte, war die Freude trotzdem nicht besonders groß. Die KTM lief zwar, aber das Internet war so lahm, dass an keine ordentliche Unterhaltung zu denken war. Es wäre schon schön gewesen, sich an Weihnachten mit allen ordentlich unterhalten zu können, doch das sollte nicht sein. Zum Abendessen gab es dann auch nur noch eine Kartoffel aus dem Lagerfeuer. Das unbesinnlichste Weihnachtsfest, das ich je erlebt habe. Aber immerhin lief mein Motorrad wieder.

Am Morgen vor meiner Abfahrt rief Talaat, der Campingplatzbesitzer, noch bei der Fährgesellschaft in Assuan an und wollte einen Platz auf der Fähre nach Sudan reservieren. Die meinten, ich müsse spätestens am Freitag in Assuan sein, weil die Fähre nicht am Montag, sondern schon am Sonntag fahre und die Ausreiseformalitäten mindestens 2 Tage in Anspruch nehmen.

Das hieß für mich, dass ich nur zweieinhalb Tage für 1200 Km habe. Auf  dieser Strecke lagen noch die Weiße Wüste, zwei Oasen und Luxor, das ich noch gerne angeschaut hätte. Durch den Zeitdruck und den neuen Kolben kam ich nur sehr langsam voran und die vielen interessanten Plätze habe ich nur im Vorbeifahren gesehen.

In Luxor übernachtete ich mitten in der Stadt auf einem Campingplatz, umgeben von hohen Mauern und einem riesigen Stahltor. Sehr sicher, aber fast wie in einem Gefängnisinnenhof. Doch das Personal war sehr freundlich und die Küche hervorragend, so holte ich das Weihnachtsessen nach.

In der Nacht konnte ich einfach nicht richtig schlafen. Erstens beinhaltete das Essen fürchterlich viele Zwiebeln -  die Gasproduktion hätte sicher ein Kohlekraftwerk ersetzt. Zum Glück war ich alleine im Zimmer. Zweitens liess mich der Gedanke an die Aus- und Einreise keine Ruhe.

Nichtsdestotrotz machte ich noch vor dem Frühstück den fälligen Ölwechsel und fuhr nach dem Frühstück los Richtung Assuan. Nach etwa 30 Km kam sie dann! Die WEISSE TAUBE. Sie startete am Straßenrand und flog direkt in meinen rechten Kühler. Sie starb augenblicklich - und mein Kühler auch.

Nach einer sehr langen Besinnungspause stopfte ich das Loch mit Knetmetalll und beschloss, meine KTM kommt zurück nach Hause. Ich glaube, sie mag Afrika nicht. Beim letzten Marokko-Aufenthalt versteckte sie sich in einem Schlammloch und jetzt das.

Nach einem Telefonat mit Tarek fand ich Hilfe in einem Hotel direkt am Nil, dessen Besitzer bei einer Fluggesellschaft arbeitet.

Momentan sitze ich auf der Dachterrasse bei Bier und schreibe, und er organisiert den Rücktransport nach Kairo.

Ich werde weiter berichten. Und noch was: Ich werde weiter reisen! Auch ohne meine KTM.