Nach der Ankunft in Iskenderun hatte ich noch genügend Zeit, um eine Fähre nach Ägypten zu suchen. Was sich anfangs allerdings nicht einfach gestaltete, denn der Fährbetrieb wurde Anfang Juli, wegen der erneuten Unruhen in Ägypten, eingestellt.

Momentan fährt nur 1x wöchentlich eine Fähre, die aber hauptsächlich LKWs transportiert. Seit 2 Wochen dürfen allerdings keine LKW-Fahrer mitfahren, da ein mit Sprengstoff beladener LKW entdeckt wurde. Die Fahrer müssen seither mit dem Flugzeug übersetzen.

Aber der Übernachtungsplatz stand dann doch erst mal im Vordergrund. Nach kurzer Zeit fand ich den "Tourist Camp", ein städtischer Campingplatz, den allerdings wahrscheinlich keine 10 Touris im Jahr besuchen. Dusche war Fehlanzeige, der Platz wird hauptsächlich als Stadtgärtnerei benutzt. Ein Polizist, der Tag und Nacht anwesend ist, bewacht den Platz, (warum auch immer?) was den Vorteil hatte, dass ich immer frischen Kaffee bekam.

Nach einem Besuch in einem Reisebüro war ich geschockt über deren horrende Preisvorstellung von 700 US$ für die Überfahrt nach Ägypten. Ich beschloss, mich am Hafen über andere Alternativen zu erkundigen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Security, die mir dann aber doch behilflich war und einige Telefonate führte, wurde ich kurze Zeit später von einem Mitarbeiter der Reederei abgeholt. Nach einigen Verhandlungen konnte ich den Preis auf 450 US$ drücken und so darf ich jetzt doch mitfahren. ( Sehe wohl nicht wie ein Terrorist aus ;-) ) Ich muss allerdings beim Auf- und Abladen der Lastwagen helfen. Ob es so weit kommt, berichte ich das nächste Mal. Die Fähre fährt irgendwann am Montag.

Und so habe ich jetzt noch genügend Zeit bei sehr angenehmen Temperaturen hier am Meer zu relaxen. Iskenderun hat nicht sehr viel zu bieten. Allerdings traf ich auch hier, wie auch schon in der restlichen Türkei wieder sehr hilfsbereite und gastfreundliche Menschen. Ein Gärtner chauffierte mich, mangels Dusche zu einem Hammam. Es war mein erster Besuch in einem türkischen Bad, gewiss aber nicht das letzte Mal.

In einem Restaurant , wo jeden Abend Live-Musik gespielt wird, sprach mich am Abend dann ein Profifotograf an, der meine KTM sah und fragte mich nach meinen Plänen. Als ich sie ihm erzählte, erklärte er mich dann erst für verrückt, war dann aber doch begeistert und wollte dann ein Bild von mir und meinem Motorrad auf seine Facebookseite stellen. Seine Schwester wolle schon lange mit dem Motorrad von Deutschland in die Türkei fahren, doch die Familie sei dagegen, weil es zu gefährlich sei.

So schön es auch in der Türkei ist! Jetzt zieht es mich nach knapp 5600 km so langsam nach Afrika !!

                          Montag morgen! AFRIKA, ICH KOMME !!!!

Zelt abbauen, packen, mich von meinen neuen Freunden verabschieden und zum Hafen fahren.

Überraschung !!! Die Fähre läuft heute nicht aus. Inschallah morgen. Also wieder zurück zum "Campingplatz". Die Freude der Angestellten war groß. Der Tourist ist wieder da. Mehmet, der mir in der kurzen Zeit richtig an's Herz gewachsen ist, lud mich dann auch gleich zum Essen ein.

Eine kleine Geschichte zum Verkehr in der Türkei:

Die meisten Ampeln sind mit einer Countdownuhr ausgestattet, die bei rot und grün rückwärts zählt. Eigentlich eine gute Sache, nur sind die Türken nicht sehr geduldig. Spätestens 5 Sekunden bevor auf grün geschaltet wird, legen die Verkehrsteilnehmer einen Frühstart hin. Wer vorne steht, und bei 3 noch nicht weg ist ( egal, ob noch ein Auto auf der Kreuzung steht) wird wütend angehupt.

Anders herum: Wenn der Zähler bei grün noch 3 Sek. anzeigt, gibt die ganze Kolonne schon 100 m davor Gas wie wild. Auf die rote Ampel wird grundsätzlich mit Vollgas gefahren und im letzten Augenblick eine Vollbremsung hingelegt. Entspanntes Fahren sieht anders aus !!

Ein Wahnsinn sind auch die zahlreichen Löcher im Strassenbelag. Löcher - da kann man Blumen drin pflanzen.

Was ich dann auch gemacht habe. Doch beim Fotografieren meiner Aktion standen auf einmal 10 Menschen um mich herum und löcherten mich mit Fragen. Ich verstand kein Wort, bis einer einen Dolmetscher anschleppte und so erklärte ich, wenn viele Leute Blumen in die Löcher pflanze, behebe die Stadtverwaltung vielleicht eines Tages die Schäden. Verwirrt und kopfschüttelnd verschwanden dann alle wieder. Irgendwie hatte ich das Gefühl, die Leute dachten: "Die Deutschen sind schon ein komisches Volk!"