Nach der Einreise hatte ich dann doch ein kleines Problem, denn das einzige Hotel im Grenzort auf äthiopischer Seite war voll. Ich fand dann einen Platz im Innenhof einer Unterkunft für Taxifahrer, wo ich mein Zelt aufstellen konnte. Nach Einbruch der Dunkelheit kamen ca. 20 Kleinbusse. Dessen Fahrer stellten vor dem Schlafengehen ihr Bett vor den Autos auf. In der Nacht war um den Platz herum ein Höllenspektakel, so dass ich die halbe Nacht nicht schlafen konnte. Ausserdem war es fürchterlich dreckig, mit verschmutzten Sanitäranlagen, so dass ich froh war, den Platz in aller Herrgott´s Früh  zu verlassen um in Richtung Lake Tana zu fahren. 

Beim Camp Tim and Kim traf ich auf ein Schweizer und ein englisches Paar, mit denen ich zwei angenehme Tage verbrachte.

Sie fütterten mich mit Informationen und Tipps über die nächsten Länder und statteten mich mit SIM Karten für die restliche Reise aus. Auf der Fahrt in die Simien Mountains stoppte ich in Gonder zur Geldbeschaffung. In Äthiopien gibt es nur sehr begrenzt ATM´s für Visa Karten. Die Nacht verbrachte ich zeltend im Innenhof eines Hotels, wo ich einen 66- jährigen Iren kennenlernte. Er lud mich zum Essen ein und erzählte mir seine abenteuerliche Lebensgeschichte. Momentan unterstützen er und seine 99 Freunde eine Schule in den Simien´s und kümmern sich um behinderte Kinder. Ein sehr interessanter Typ!

In Debark, dem Startort für die Simien´s stoppte ich am Simien Park Hotel, wo man gute Informationen über den Park bekommt. Dort musste ich dann schnell feststellen, dass es mit dem Motorrad nicht einfach ist, in den Park zu kommen, denn man braucht einen bewaffneten Begleiter, der auf dem Motorrad mitfahren muss. Bei der weiteren Suche nach einer Möglichkeit in den Park zu gelangen, traf ich auf eine Polin, die mit einer Chinesin als Backpacker Afrika durchqueren. Sie suchten auch eine Möglichkeit den Park zu besichtigen. Die günstigste Lösung war, noch zwei weitere Personen zu finden, was uns dann bis zum Abend gelang. Bei der ganzen Sucherei lernten wir noch einen hilfsbereiten Äthiopier kennen, mit dem ich Anfangs eine heftige Auseinandersetzung über die unverschämte Touristenabzocke hatte. Touristen müssen selbst in den kleinen Shops das zwei oder dreifache für Lebensmittel bezahlen. Was zur Folge hat, dass man am Besten einen Einheimischen zum Einkaufen schickt und dem ein dickes Trinkgeld gibt. Das ist immer noch günstiger als selber einzukaufen. Nach der Auseinandersetzung und einer langen Besinnungspause musste er zugeben, dass ich recht habe. Daraufhin half er uns bei der Organisation für die 4 Tagestour und lud uns zum Übernachten und Essen zu sich nach Hause ein. Für die Übernachtung und das Essen mussten wir nichts bezahlen. Nur für die Organisation eines Autos, eines bewaffneten Begleiters und die Transportmulis wollte er nach den 4 Tagen von uns allen zusammen 2,60 €. Extrem anständig!

Am nächsten Morgen fuhren wir dann zu fünft mit einem Auto, ein weiterer Chinese und ein Stuttgarter sind noch zu uns gestoßen, zu unserem Startpunkt Sankaber. Dort warteten bereits zwei Mulis, die unsere gesamte Ausrüstung, Zelte, Kleidung und Essen für die nächsten 4 Tage transportierten.

An diesem Tag wanderten wir durch eine fantastische Landschaft 5 Stunden zu unserem ersten Camp. Immer in einer Höhe über 3000 Meter mit etlichen Aufs und Abs. Durch den späten Aufbruch und das Beladen der Mulis  kamen wir so spät im Camp an, dass es nur noch fürs Zeltaufbauen bei Tageslicht reichte.

Das Kochen gestaltete sich dann ziemlich schwierig. Kochen für 8 Personen, zwei Mulitreiber, einen Bewacher und 5 Touris, die sich nicht kennen. Nur mit einem Gaskocher und drei kleinen Töpfen! Trotzdem war es ziemlich spaßig und geschmeckt hat es dann auch. Die erste Nacht war fürchterlich kalt, leicht unter dem Gefrierpunkt. Zu unserem Entsetzen hatte der Bewacher keine Decke dabei und hat den Teppich der Mädels an sich genommen und im Freien übernachtet. Da die Mädels nur noch ihre Sommerschlafsäcke hatten und mit Sicherheit erfroren wären, machten wir aus meinem 3 Mann- ein 4 Mann Zelt, was dann zu einer erträglichen Temperatur führte. Das mit dem Zelten änderte sich die restlichen Tage auch nicht. Es gelang uns zwar, den Teppich am nächsten Abend zurück zu erobern, aber als wir sahen wie sehr unser Bewacher gefroren hat, gaben wir sie ihm wieder. Am nächsten Tag wollten wir eine 6- Stunden Tour machen, die sich aber bald verkürzte. Johannes und Fu, die Chinesin, hatten sich am ersten Tag schon etwas überanstrengt und blieben gleich zurück im Camp. Wir drei kamen dann bis zum ersten Gipfel mit atemberaubender Aussicht, dort machte dann der Chinese schlapp, wahrscheinlich hatte er das Essen vom Vortag nicht vertragen und hatte fürchterliche Bauchschmerzen. Daraufhin traten wir den Rückweg an und ließen die nächsten drei Gipfel aus. Auf dem Rückweg musste er sich noch zweimal übergeben, aber nach Einnahme chinesischer Medizin und einem Erholungsschlaf ging es ihm am nächsten Morgen wieder besser und konnte mit uns weiterlaufen. Ich genoss den Nachmittag mit Faulenzen und es gelang uns mit Tageslicht zu kochen, was dann auch zu einem ganz passablen Ergebnis führte. Mit einem Bier auf einem nahen Gipfel in 3700 Meter genoss ich den Sonnenuntergang und war völlig zufrieden mit dem Tag.

Für den nächsten Tag organisierten der Chinese und Johannes noch zwei Mulis zum Reiten, denn es waren 7-8 Stunden Gehzeit mit über 1500 Höhenmetern angesagt. Die Strecke war dann doch nicht so anstrengend für die beiden, so das wir alle abwechselnd reiten konnten. Eine angenehme Abwechslung bei der vielen Lauferei.

Völlig entspannt schafften wir die Strecke in 6 Stunden, und überschritten einen Gipfel mit knapp 4100 Meter. Es war ein toller Tag in einer unbeschreiblichen Landschaft, alle hatten viel Spaß, die Gruppe hatte sich gefunden. Für den letzten Tag hatten wir drei Möglichkeiten: Entweder 7 Stunden Laufen und darauf hoffen, dass wir noch ein Auto erwischen, welches uns nach Debark mitnimmt, was ziemlich aussichtslos schien, oder gleich ein Auto buchen, was aber bei unseren kleinen Budgets ein Loch in verschiedene Reisekassen gerissen hätte. Oder mit dem lokalen Bus fahren. Für den entschieden wir uns letztendlich. Mit diesem Bus dürfen Touristen eigentlich nicht mitfahren. Selbst nach intensiven Verhandlungen mit dem Campaufseher durften wir nicht mit. Unser Bewacher hatte dann die rettende Idee. Wir sollen außerhalb der Sicht des Aufsehers laufen und andere wartende Reisende sollen den Busfahrer informieren, dass er uns auf der Strecke mitnehmen soll. Der Bus hielt dann auch wie abgemacht an, doch der Bus war ein LKW mit Pritsche. Als ich oben auf der Bordwand stand, stellte ich fest, dass er voll war, richtig voll, man konnte vor lauter Menschen den Boden nicht sehen.

Nach einigen Minuten und heftig gestikulierenden Umherstehenden zog ich die Rucksäcke von uns hoch und ließ sie in die Menschenmenge fallen. Letztendlich waren das ganze Gepäck und wir auf dem LKW, es war noch enger wie in der Kairoer Metro. Eingepfercht wie Tiere zwischen stillenden Müttern, Kleinkindern, Getreidesäcken und Gepäck. Einige saßen auf den Bordwänden, was bei 50 Km schlechter Schotterstrasse mit großen Schlaglöchern sehr abenteuerlich war. Nach 2,5 Sunden kamen wir in Debark an und mussten einen Kilometer vor dem Ort aussteigen, damit uns die Kontrollen nicht auf dem LKW sehen konnten. Bei dem Herausnehmen der einzelnen Gepäckstücke verschlang die Menschenmenge sofort den frei gewordenen Platz, so dass man nie den Boden sehen konnte. Bei dem Fußmarsch Richtung Hotel stellte Fu dann fest, dass ihre Fototasche samt Handy noch auf dem LKW sein muss. Mit einem Einheimischen rannte sie dann zur Bushaltestelle, doch dort war nur noch der leere LKW und keiner wusste etwas von einer Fototasche.

 

Nun werde ich noch ein paar Tage in der Gegend bleiben und mich dann wieder auf den Weg machen.